Somatic-Experiencing (SE) Traumaheilung
nach Peter Levine
Ein nachhaltig wirkendes Basiskonzept zum besseren
Verständnis, zur Prävention und zur Bewältigung von schweren
Belastungen, Trauma und Stress.
Ziel von SE ist es, die Selbstregulation zu stärken an Stellen, an denen belastende Erfahrungen diese blockieren. Dem Einzelnen den Rahmen zu bieten, in dem er/sie sich die Erfahrung und das Wissen um Selbstermächtigung und Handlungsfähigkeit wieder „zurückholt“. Raum zu geben dort, wo auf dem Hintergrund des wachsenden Tempos im heutigen Lebensalltag vielen Menschen kaum mehr Zeit zum „Durchatmen“ bleibt.
Wir sind normalerweise in der Lage auf hohe Reize, die im Alltag auf uns einwirken, angemessen zu reagieren. Das tun wir jeden Tag: unser autonomes Nervensystem (ANS), das vom sogenannten Stammhirn gesteuert wird, nutzt die fünf Sinne zur Orientierung und zur sicheren Navigation durch das Leben. Das Stammhirn ist zuständig für unser körperliches Überleben und macht als ältester Teil des Gehirns unsere biologische Herkunft als Säugetier deutlich. Es entscheidet und handelt autonom und automatisch ohne unsere Kontrolle darüber, ob eine Situation sicher ist oder bedrohlich.
Der Weg über den Verstand würde zu lange dauern, um das Überleben zu garantieren. Man stelle sich vor, wir müssten erst noch überlegen, was zu tun ist, wenn ein Auto mit großem Tempo auf uns zugerast kommt, während wir die Strasse überqueren. Das ANS stellt uns blitzschnell die notwendige erhöhte Energie (Ladung) zur Verfügung, die uns handlungsfähig bleiben lässt und ist die Quelle, die uns damit das Überleben sichert. Anschließend dauert es eine Weile, bis wir merken, wie der Herzschlag und der Atem sich langsam wieder beruhigen (Entladung).
Das gesunde Nervensystem durchläuft also natürlicherweise ständig Zyklen der Ladung (Aktivierung) und Entladung. Trauma entsteht u.a. dort, wo unser Nervensystem nicht mehr aus dem Zustand der hohen Aktivierung zurückfinden kann in den natürlichen Lebensfluss, weil keine Entladung bzw. Entspannungsreaktionen möglich sind. In diesem Modus können im subjektiven Empfinden von Betroffenen auf kurz oder lang viele Alltagserfahrungen zu einer existentiellen Bedrohung werden. Fluchtimpulse, Aggressivität und Leere wechseln einander ab. Dann richten wir uns ein in ein Leben, das ohne es zu wollen zu einem permanenten Überlebenskampf werden kann, oftmals begleitet von Angstzuständen, Antriebsarmut und Depressionen oder im anderen Extrem mit sehr großem Antrieb, bzw. Hyperaktivität, die sich z.B. in Arbeitssucht ausdrücken kann.
Eine zweite Variante unter der Trauma zurückbleibt: wir sind konfrontiert mit einer Situation, einem äußeren Ereignis, das für unser Nervensystem zu viel ist, eine Überaktivierung darstellt. Entweder weil das Maß an Bedrohung zu groß ist oder weil die Geschwindigkeit, in der das Ereignis ins Leben tritt zu schnell ist, zu plötzlich auftaucht. Die einzig dann noch verbliebene Möglichkeit des ANS, uns zu schützen und das Überleben zu gewährleisten, ist es, das gesamte System herunter zu fahren (Shut down), wir erstarren. Wir retten uns unbewusst in eine Welt außerhalb der nicht mehr zu ertragenden Gegenwart. Innerhalb dieser Dissoziation werden Erinnerungen teilweise oder gänzlich ins Unbewusste verschoben. Was uns zunächst schütz, kann mit der Zeit zu einer Belastung werden.
Viele Menschen werden die Erfahrung von Flash-Backs gemacht haben, unwillkürlich auftauchende belastende Bilder, die einen in zurück liegende Ereignisse katapultieren. Klassische Beispiele für derlei Ereignisse ist der gesamte Bereich des sogenannten Schocktraumas, wie z.B. Unfälle, Narkosen, Operationen, etc. Neben der Kategorie Schocktrauma sei noch die des Entwicklungstraumas erwähnt. Zu dieser Kategorie zählen schwere Belastungen/traumatische Erlebnisse, die zumeist über einen längeren Zeitraum erlebt werden mussten. Oft liegt der Beginn in der Kindheit, was dazu führt, dass die Folgen erhebliche Konsequenzen auf die gesamte Entwicklung der Persönlichkeit haben können, z.B. durch längere Isolation von der Mutter im Säuglingsalter, aber auch durch mehr oder weniger lang andauernde emotionale Unterversorgung im Kindesalter. Störungen aufgrund von Entwicklungstrauma sind oftmals wesentlich komplexer und vielschichtiger als andere Belastungen. Ein Schlüssel zur Auflösung von Trauma besteht darin, die Angst von der lähmenden Immobilität (Erstarrung) zu trennen. Damit Zugang zu den in der Erstarrung gebundenen Kräften zu bekommen, sie frei zu setzen und zu entladen.
Die Methode Somatic Experiencing stellt einen Rahmen zur Verfügung, in dem unterbrochene Bewegungen des Nervensystems zu Ende gebracht werden können und im eigenen Nervensystem gebundene Ängste die Gelegenheit bekommen, den Körper zu verlassen. Ein Rahmen, in dem die Grenzverletzung, die ein traumatisches Ereignis darstellt, versorgt wird und die eigenen Grenzen innerhalb derer das Leben fließt wieder bewusster in der Gegenwart erfahren werden können. SE lädt den Menschen ein in das Erfahren der natürlichen Handlungsfähigkeit. Diese Selbstermächtigung gründet auf der erweiterten Verfügbarkeit von eigenen Ressourcen. Es ist eine spannende Reise in die kleine, große Welt der eigenen Bilder und Empfindungen und Gefühle.
Behandlungstermine: nach Absprache
Klaus Römer